Meine Damen und Herren, liebe Kameraden,
als ich im vergangen Jahr an dieser Stelle zu dieser Zeit zu Ihnen sprach und sagte: „… dass der nächste Weltkrieg schon programmiert wird und in Teilen der Welt bereits stattfindet…“, habe ich – ehrlich gesagt – auch nicht gedacht, dass wir diesem Weltkrieg schon 3 Monate später unweit unseres Landes auf brutalste Weise näher kommen würden. Mit dem Krieg, den Russland am 24. Februar d.J. gegen die Ukraine angefangen hat, wurde vielleicht auch dem letzten Zweifler klar, dass Frieden in Europa keine Selbstverständlichkeit ist. Klar ist vielleicht auch vielen geworden, dass dieser Krieg auf anderen als den militärischen Gebieten bereits vorher begonnen hatte. Dennoch gaben sich Politiker, Diplomaten und andere Zeitgenossen, denen wir Verantwortung für unser Land und für Europa übertragen hatten, überrascht über den Ausbruch dieser grausamen Auseinandersetzung. Und warum? Sie hatten die Zeichen nicht erkannt!
Warum sage ich das heute anlässlich des Gedenkens an die Opfer der vergangenen Kriege?
Den Opfern zu gedenken heißt eben auch und ganz wesentlich, ihr Schicksal zu betrachten und aus den Fehlern dieser Zeit, in der diese Menschen zu Tode kamen, zu lernen. Das habe ich in den letzten Ansprachen an dieser Stelle auch schon betont. Wir stehen hier nicht, um die Gefallenen zu verherrlichen und zu Helden zu verklären. Aber de facto waren sie – wie auch ihre Familien und alle vom Krieg betroffenen – Opfer. Dazu wurden sie jedoch, weil sie es in der Zeit vor den grausamen Weltkriegen nicht begriffen haben oder begreifen wollten, dass sie zu Handlangern eines brutalen und menschenverachtenden Systems gemacht wurden, so wie heute das russische Volk von ihrem diktatorischen Anführer missbraucht wird. Und vor genau dieser Situation würden diese Menschen, deren Namen hier in Stein gemeißelt sind, uns alle warnen. Nehmt die Zeichen wahr und ernst – würden Sie uns sagen. Wir aber haben sie nicht ernst genommen, haben in den Tag hinein gelebt und gehofft, dass Wohlstand und Freiheit eine Selbstverständlichkeit ist. Heute wissen wir es besser!
Viele Menschen – auch in unserer Gemeinde – sehen leider hinter den Veranstaltungen zum Gedenken an die Opfer der Weltkriege und zunehmend auch anderer Kriege nur einen Event, den man halt einmal im Jahr abhaken muss. Von den rund 1700 Eglofser Bürgern, die keine Funktion als Musiker oder Fahnenabgeordnete haben, sind heute vielleicht 2% hier erschienen. Der Rest schert sich nach wie vor nicht um die Würdigung der Geschichte oder fühlt sich in seiner noch warmen Stube wohler als hier. „Freundliches Desinteresse“ nannte dies einmal der ehemalige Bundespräsident Wulff.
Jetzt aber, wo eine Krise über uns hereingebrochen ist und Inflation, soziale Unsicherheit und damit eine zunehmend spürbare Talfahrt unseres Wohlstands zu spüren ist, wachen die Menschen aus ihrem Schlaf auf und erkennen, dass wir uns für den Traum eines stetig wachsende Konsums in die Abhängigkeit von Autokraten und Diktatoren begeben haben – genau wie die Generationen vor uns, die diese Fehler bitter bezahlen mussten. Wir haben geglaubt, dass wir keine schlagkräftigen Streitkräfte mehr brauchen, weil wir mitten in Europa nur noch von Freunden umgeben sind. Wir haben geglaubt, dass es in Deutschland nie wieder vorkommen wird, dass Regale in den Supermärkten oder die Speicher der Gaswerke leer sind und wir uns nicht mehr leisten können, was die konsumorientierte Wirtschaft uns anbietet, wenn sie denn noch was anbieten kann. Dabei wurde die Weitsicht vieler warnender Wissenschaftler, Denker und Strategen, auch z.T. von realistischen Politikern, geflissentlich ignoriert und einem Wunschdenken untergeordnet. Ähnlich wie vor dem ersten und dem zweiten Weltkrieg, dem diese Menschen hier zum Opfer gefallen sind.
Wer die Geschichte einigermaßen kennt und vor allem die historischen Ereignisse vor den Weltkriegen, wird viele Parallelen zu der heutigen Situation erkennen. Und hier schließt sich der Kreis zu den Opfern, denen wir heute gedenken wollen, wieder: Menschen lassen sich zu leicht täuschen und sehen die Realität hinter den glitzernden Scheinwelten nicht oder wollen sie nicht sehen. Mit Brot und Spielen haben schon die römischen Autokraten und Diktatoren ihr Volk in Zaum gehalten und schließlich ins Verderben geführt. Heute ist es doch nicht anders. Wer sich aber nicht aus seiner vom billigen Konsum überfrachteten Komfortzone herauswagt, wird eines Tages von der Realität überrollt werden. Genau da befinden wir uns heute. Und die Reaktion ist der Schrei nach dem Staat, der jetzt bitte alles wieder so richten soll, dass man sich wieder in die Komfortzone zurückziehen kann. Aber der Staat sind wir selbst! Wir alle sind somit gefordert, jetzt und künftig einer Krise entgegenzutreten.
Dem Glauben an die Staatsmacht sind auch die hier verewigten und die vielen nicht verewigten Deutschen erlegen, als sie sich in den Dienst von Autokraten oder noch schlimmeren Gestalten gestellt haben. Soweit sind wir im heutigen Deutschland – Gott sei Dank – noch nicht gekommen, aber wir sind zurzeit Opfer einer solchen autokratischen Regierung bzw. eines autokratischen Herrschers, der, wie andere seinesgleichen vorher, Frieden, Freiheit und Menschenrechte den eigenen primitiven Ansprüchen nach Macht und Geltung opfert und uns mit einem Atomkrieg droht und einschüchtert.
Ich kann mich auch heute nur wiederholen wenn ich sage, die Demokratie und die damit verbundenen hohen Werte angewandter Menschenrechte und staatlicher Gewaltenteilung, sozialer Marktwirtschaft und einer einigermaßen solidarischen Gesellschaft müssen ständig verteidigt und proaktiv aufrechterhalten werden und zwar von jeder Frau und jedem Mann überall dort, wo Demokratie gelebt werden kann und darf – auch in der dörflichen Kommune. Demokratie schließt Egoismus per Definition schon aus. Der selbstlose Zusammenhalt der Gemeinschaft unter demokratischen Vorzeichen ist das stärkste Schild, das unsere freiheitliche Gesellschaft gegen die zerstörerischen Despoten dieser Erde aufbieten kann.
Gedenken wir also den Opfern der Weltkriege, der hier verewigten gefallenen Soldaten genauso wie deren Gegner und aller, die unter den Kriegsfolgen leiden mussten und müssen, den Opfern von Genoziden und Terror und auch den zunehmenden Opfern staatlich gelenkter Nachrichten- und Wirtschaftskriege, in dem wir versuchen, den Gefahren der Demokratie entschieden entgegenzutreten. Ausdrücklich möchte ich auch die während der Auslandseinsätze der Bundeswehr Gefallenen und deren Angehörige in dieses Gedenken einschließen.
Vielen Dank –
Meine Damen und Herren, liebe Kameraden,
Stellvertretend für alle Opfer von Kriegen und anderen Gewaltakten stimmen wir nun das Lied des alten Kameraden an, welches ja dem schmerzlichen Verlust eines geschätzten Menschen in einer gewaltsamen Situation gewidmet ist und so auch auf andere als militärische Kriegsopfer übertragen werden kann.